Trauer- und Bestattungskultur wichtige Elemente menschlicher Würde
Der von der Landesregierung vorgelegte Gesetzentwurf zum Bestattungsgesetz war Thema bei der CDU-Kreistagsfraktion in ihrer Veranstaltungsreihe "Impulse digital. „Neues Bestattungsgesetz – das Ende der Friedhöfe?“, diese Frage stellte CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel den zahlreichen Teilnehmenden der Online-Runde. In der Diskussionsrunde wurde deutlich, einige der beabsichtigten Änderungen sind unstrittig. Andere werden noch heftig diskutiert, „weil sie wenig konkret formuliert und teilweise noch nicht zu Ende gedacht sind“, so Dr. Stephan Krempel.
CDU-Kreisvorsitzende Jenny Groß MdL sieht insbesondere bei der Aufhebung der Sargpflicht und des Friedhofzwanges erhebliche Probleme auf alle Beteiligten (Angehörige, Bestatter, Kommunen und Religionsgemeinschaften) zukommen.
So sind in der Neuregelung beispielsweise erstmals Flussbestattungen, aber auch die private Aufbewahrung von Urnen vorgesehen und in der öffentlichen Diskussion umstritten. Andere geplante Regelungen finden breiten Konsens: Beisetzung von „Sternenkindern“ sowie Obduktionspflicht für Kinder bis zu 6 Jahren.
Für die Religionsgemeinschaften nahmen Pfarrerin Monika Christ von der evangelischen Kirche in Höhr-Grenzhausen und Bistumssprecher Stephan Schnelle von der katholischen Kirche teil. Sie wünschen sich eine breite Diskussion über die Trauer- und Bestattungskultur. Dabei muss aus ihrer Sicht zwischen der persönlichen Trauerarbeit und der angemessenen Form des öffentlichen Trauerns unterschieden werden. Beim Umgang mit dem Tod müsse die Würde des Menschen starke Beachtung finden, für Bistumssprecher Schnelle gehört dazu auch ein Ort, an dem die Angehörigen um ihren Verstorbenen trauern können. Dies solle man nicht durch eine Beliebigkeit ersetzen. Beide Kirchenvertreter betonten, dass den Kirchen die pastorale Begleitung der Sterbenden und der Angehörigen besonders wichtig sei.
Markus Hof, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg und Ortsbürgermeister in Berzhahn, machte deutlich, dass im ländlichen Raum bereits heute eine Vielzahl von Bestattungsformen vorhanden sind. Individuelle Wünsche von Verstorbenen und Angehörigen könnten in den meisten Fällen berücksichtigt werden. Bei genereller Aufhebung der Friedhofspflicht sieht auch Hof den für die Gemeinschaft wichtigen „zentralen Trauerort“ stark gefährdet. Im sehr liberal geprägten Gesetzentwurf blieben auch viele notwendige Regelungen (u.a. Bestattungshygiene, Zuständigkeiten) ungeklärt.
Bestatter Markus Trenk (Zehnhausen b. W.) und Hermann Hubing, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Bestattungskultur und Landesinnungsmeister, sehen den geplanten Wegfall der Sargpflicht äußerst kritisch. Bei Erdbestattungen und Einäscherungen sei der Sarg zwingend erforderlich. Für religiös motivierte Tuchbestattungen müssten handhabbare Lösungen gefunden werden.
Kreisbeigeordnete Gabriele Wieland regte an, eine länderübergreifende bundesgesetzliche Regelung der Bestattungskultur zu prüfen. Neben den formalen Regelungen sei jedoch auch eine Diskussion erforderlich, „wie geht die Gemeinschaft mit dem Sterben um und welche Formen des Totengedenkens sollen fortgeführt oder neu begründet werden.“
In der Diskussion wurde auch auf einen würdevollen Umgang mit menschlichen Überresten hingewiesen. Ob dies bei Sargbestattungen im heimischen Garten, der Urnenaufbewahrung am heimischen Kamin oder bei Flussbestattungen in Rhein oder Mosel noch dauerhaft zu gewährleisten sei, wurde stark bezweifelt.
Fazit der CDU-Landtagsabgeordneten Jenny Groß: „Das Bestattungsgesetz in seiner derzeit diskutierten Form ist noch nicht komplett ausgereift. Es wird eine tiefere Debatte mit allen Beteiligten benötigt. Die Expertise der Verbände, der Kirchen, der betroffenen Institutionen und Kommunen ist bei einem solch zentralen Gesetzvorhaben, das keine zeitliche Dringlichkeit hat, von herausragender Bedeutung. Sie muss entsprechend gewürdigt werden, dies ist bisher nicht geschehen. Der Wegfall der Friedhofspflicht sowie der Sargpflicht sind ein massiver Einschnitt. Trauernde brauchen Orte des Gedenkens.“
CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel dankte allen Teilnehmenden für die vielfältigen Diskussionsbeiträge. Es sei deutlich geworden, dass weitere Erörterungen und Klarstellungen dringend notwendig sind. Wichtig sei aber vor allem, solche zentralen Themen auf allen Ebenen zu diskutieren und dies in den politischen Meinungsbildungsprozess einzubringen. Die Reihe von „Impulse Digital“ sei hierzu ein kleiner Mosaikstein, wichtig sei aber jetzt, die Diskussion in den Familien und im Bekanntenkreis, in Organisationen und Religionsgemeinschaften aufzugreifen und fortzuführen. Die heimischen Abgeordneten seien aufgerufen, dieses wichtige Stimmungsbild in der Bevölkerung dann in die Beratungen der Parlamente einzubringen, genau dies sei „gelebte Demokratie“.