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CDU-Kreistagsfraktion: Aus Weckruf am Neujahrstag lernen   

In einer sehr gut besuchten Gesprächsrunde hat die CDU-Kreistagsfraktion das Thema „Katastrophenschutz im Westerwald - Lehren aus dem Neujahrs-Black-out“ mit Brand- und Katastrophenschutzinspekteur Tobias Haubrich und Vertretern der Hilfsorganisationen erörtert. Fazit der Gesprächsteilnehmer: Wir sind gut aufgestellt, können jedoch noch weitereNachbetrachtungBlackoutNeujahr Optimierungen vornehmen.

In seiner Begrüßung verwies CDU-Fraktionsvorsitzender Dr. Stephan Krempel darauf, dass die kommunale Ebene nach der Ahrflut auf Initiative der CDU-Kreistagsfraktion bereits einige Initiativen vorangetrieben habe. Beispielhaft nannte er die Notfalltreffpunkte, die Anschaffung von Notstromaggregaten in den Ortsgemeinden sowie der Neuaufbau eines Sirenenalarmsystems. Nach dem mehrstündigen Stromausfall am Neujahrstag wolle die CDU-Kreistagsfraktion gerne klären: Was ist gut gelaufen, was ist nicht gut gelaufen und wo kann die kommunale Ebene Verbesserungen angehen?

Tobias Haubrich gab zunächst einen Bericht über die Abläufe in der Neujahrsnacht, die Alarmierung der ca. 850 Einsatzkräfte und die Arbeit in der Einsatzleitung des Kreises in Selters. Dabei waren insbesondere das Krankenhaus in Hachenburg sowie die Senioren- und Pflegeheime im Blick. Auf der örtlichen Ebene hätten sich die bereits eingerichteten Notfalltreffpunkte bewährt. Die geleistete Vorarbeit der Kartenherstellung für die 493 Warnbereiche konnte genutzt werden, da hierdurch die örtlich und auf Kreisebene beschafften mobilen Meldeanlage zur Information der Bevölkerung zielführend genutzt werden konnten. Kritik wurde an der mangelnden Information durch den Stromversorger bzw. Netzbetreiber geäußert.

Die Vertreter der Hilfs- und Rettungsorganisationen berichteten über ihre Aktivitäten, was erfolgreich umgesetzt werden konnte und wo noch Schwachstellen vorhanden sind? Thorsten Kraft und Jörg Podlinski vom Technischen Hilfswerk (THW) machten deutlich, dass das THW als Bundesorganisation für den Zivilschutz ergänzend zur Feuerwehr auf Anforderung der Einsatzleitstelle tätig wird. Vorbeugend seien allerdings bereits Erkundungsfahrten erfolgt und Überlegungen zur Kraftstoffversorgung von Notstromaggregaten angestellt worden.

Der Wehrleiter der Feuerwehr Bad Marienberg  Frank Schiffmann zeigte sich positiv überrascht davon, dass mit ca. 100 Einsatzkräften eine stattliche Anzahl für die Hilfe in der Verbandsgemeinde zur Verfügung stand. Neben der Besetzung der örtlichen Anlaufstellen seien vor allem die Alten- und Pflegeheime im Blickfeld gewesen.

Oliver Talke, als Hausmeister einer DRK-Senioreneinrichtung und in der DRK-Abschnittsleitung Gesundheit tätig, erläuterte die Anstrengungen, die zur Ernährungsversorgung in den Alten- und Pflegeheimen unternommen wurden. Neben einem Grundbestand im Depot in Langenhahn muss hier auch auf die örtlichen Lebensmittelmärkte zurückgegriffen werden, sofern sie nicht durch den Stromausfall selbst unzugänglich sind. Vom DRK hätten auch 15 Zeltheizungen als „Wärmeinseln“ zur Verfügung gestellt werden können

Einen Erfahrungsbericht aus kommunaler Sicht gab der Renneröder Verbandsbürgermeister Gerrit Müller.. Der Stromausfall sei zwar überraschend gekommen, aber die Verwaltung und mit ihr die Feuerwehr seien nicht unvorbereitet gewesen. Mit den Notstromaggregaten sei die Feuerwehreinsatzzentrale ein „Lichtpunkt“ in der ansonsten dunklen Region gewesen, die Notstromversorgung sei bereits im vergangenen Jahr auch für das Verwaltungsgebäude in Angriff genommen worden. Bewährt habe sich, dass in den Ortsgemeinden ein flächendeckendes Feuerwehrnetz vorhanden ist, dies müsse für solche Einsatzfälle erhalten bleiben.

Schwierig gestaltete sich wegen des Stromausfalls die interne Kommunikation zwischen den Einsatzkräften und zu benötigten Außenstehenden. Die Dienstleistung der Mobilfunkanbieter bei Stromausfall, so CDU-Bundestagskandidat Harald Orthey, sei deutlich zu verbessern. Gar keine oder nur zwei Stunden garantierte Notstromversorgung der Funkmasten müsse deutlich erweitert werden. So stellten alle Teilnehmer übereinstimmend fest, dass es angezeigt sei, an vielen Stellen Vorsorge für Stromausfall zu treffen. Das betreffe auch beispielsweise Tankstellen, Supermärkte und Heime, hier könne der Staat im Notfall nicht alle gleichzeitig fremdversorgen.

Landrat Achim Schwickert zieht aus dem Stromausfall weitere Erkenntnisse für die Einsatzleitung auf Kreisebene und will weitere Schadensstufen erproben lassen. Er rief die Bevölkerung dazu auf, eigene Vorsorge für solche Schadensfälle zu treffen. Der Landkreis werde in den Mitteilungsblättern der Verbandsgemeinden Ratschläge für die Eigenvorsorge geben.

Das Fazit des Gespräches ist für den Fraktionsvorsitzenden Stephan Krempel, dass man nur gemeinsam mit allen Beteiligten Lehren aus solchen Vorfällen gezogen werden könnten. Der Neujahrs-Blackout mit rund acht Stunden sei insofern eine realistische „Übung für den Ernstfall“ gewesen. Auf dieser Basis und mit den Erfahrungen der Hilfsorganisationen gäbe es wichtige Hinweise für die Organisation des Zivil- und Katastrophenschutzes, bei der technischen Ausstattung der Alten- und Pflegeheime sowie bei der Bewusstseinsbildung und Information in bzw. an die Bevölkerung. Hier könnten Kommunalpolitik und Katastrophenschutz auch in Zukunft sinnvoll zusammenarbeiten.