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Zukunft der Ärzteversorgung im Westerwald

gesundheit logo CDUKTFWWCDU-Kreistagsfraktion setzt starkes Signal für ganzheitliches Gesundheitskonzept.
Der Ausschuss für Soziales, Gleichstellung und Gesundheit des Westerwälder Kreistages hat unter Vorsitz der Kreisbeigeordneten Gabriele Wieland über die von CDU und SPD eingebrachten Anträge zur Ärztlichen Versorgung beraten. Entscheidungen hierüber sollen in der nächsten Kreistagssitzung getroffen werden.

Die stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Jenny Groß MdL erläuterte das CDU-Konzept zur Förderung der ärztlichen Versorgung im Westerwaldkreis, das mit „Gesundheit. Zukunft. Westerwald.“ betitelt ist. Groß machte deutlich: „Wir stehen als Kreis wie viele ländliche Regionen in Deutschland vor einem gravierenden Ärztemangel. Immer weniger junge Mediziner möchten - u.a. aus lebensplanerischen und familiären Erwägungen – von vornherein eine eigene Praxis auf dem Land übernehmen. Viele niedergelassene Ärzte im haus-/fachärztlichen Bereich haben Schwierigkeiten, einen Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Zwar gelten weite Teile des Kreisgebietes im hausärztlichen Bereich derzeit noch als gut versorgt, das Durchschnittsalter der Ärzte zeigt uns aber deutlich, dass voraussichtlich zwei Drittel der in der Region bestehenden Haus- und Facharztsitze in den nächsten fünf Jahren neu zu besetzen sein werden.“
So seien 79 Prozent der Hausärzteschaft im Kreis 50 Jahre und älter, 44% der Hausärzte im Kreis seien über 60 Jahre, nur fünf Prozent 39 Jahre und jünger, lediglich 15 Prozent zwischen 40 und 49 Jahre. Dieser Entwicklung gelte es als Gemeinschaftsaufgabe entgegenzusteuern und zu handeln. Die Entwicklung in den kommenden Jahren sei nicht nur davon abhängig, wie viele als Hausärzte, sondern auch wie viele durch Niederlassungen, Praxisübernahmen oder Anstellungen neu hinzukommen. Dies hänge auch von der Attraktivität der einzelnen Standorte ab.
Wenn auch viele wesentliche Weichenstellungen in Fragen einer zukunftsfähigen Gesundheitspolitik auf Bundes- und Landesebene getroffen werden, sei auch die kommunale Seite gefordert, sich mit ihren Stärken einzubringen. MdL Jenny Groß: „Denn Versorgung mit haus- oder fachärztlichen Leistungen ist für die ländlich geprägten Gebiete wie den Westerwaldkreis ein wichtiger Standortfaktor für die Attraktivität als Wohn-, Lebens- und Arbeitsregion. Die medizinische und ärztliche Versorgung zählt zur Daseins- und Grundversorgung in der Region.“
Wenn die CDU-Kreistagsfraktion von Kommunen spreche, meine sie damit alle drei Ebenen: Kreis, Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden. Hier sei ein hohes Maß an Basisnähe und Ortskenntnis vorhanden, die sich auf anderen Feldern der Zusammenarbeit im Kreis bewährt haben und dieses gut funktionierende Netzwerk könne auch für die wichtige Frage der ärztlichen Versorgung aktiviert werden. Hier gelte es aus Sicht der Christdemokraten möglichst zielgerichtet, praxisnah und unbürokratisch mit einem abgestimmten Konzept diese Zukunftsherausforderung aktiv zu gestalten.
 
Vor diesem Hintergrund habe die CDU-Kreistagsfraktion in einem Gesamtkonzept vier Punkte unter dem Leitmotto „Gesundheit. Zukunft. Westerwald.“, erarbeitet. Zunächst gehe es um einen Prüfauftrag zur Einbindung des Westerwaldkreises in das Projekt „Digitale Modellregion Gesundheit Dreiländereck“ mit der Universität Siegen (Forschungskolleg FoKoS und Lebenswissenschaftlichen Fakultät).
Der zweite Bereich betreffe die Erarbeitung eines Aktionsplans für Informations- und Werbemaßnahmen zur Gewinnung von ärztlichem Nachwuchs. Dieser solle die Einrichtung eines Onlineportals zur Arztanwerbung und Vernetzung der Ansprechpartner bzw. Angebote in der Region sowie die Einrichtung eines „Mediziner-Camps“ als regelmäßiges Informationsangebot für die Medizinstudenten umfassen. Im Wettbewerb zu den Ballungsgebieten und Nachbarkreisen gelte es Medizinstudenten, angehende Ärzte in fachärztlicher Ausbildung oder Mediziner auf Suche nach einem neuen Arbeitsplatz gezielt auf den Westerwaldkreis sowie die Vorteile einer dauerhaften Niederlassung in der Region aufmerksam zu machen. Das sei vergleichbar mit der von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) seit vielen Jahren erfolgreich betriebenen Ansiedlung von Unternehmen.
 
Die Erarbeitung einer Förderrichtlinie für eine Niederlassungsprämie ist ein weiterer Punkt aus dem Antrag der Christdemokraten. Jenny Groß MdL: „Die Übernahme oder Neugründung einer Praxis für einen angehenden Arzt sind auch immer mit hohen finanziellen Belastungen verbunden. Wir schlagen die Prüfung und Erarbeitung einer Förderrichtlinie vor, um einen solchen Zuschuss in klar definierten Tatbeständen rechtssicher vergeben zu können.“
Ins Leben gerufen werden soll ein Arbeitskreis „Ärztliche Versorgung“ auf Arbeitsebene unter Beteiligung der Verbandsgemeindeverwaltungen und der örtlichen Akteure des Gesundheitswesens. Auf Arbeitsebene könne eine dauerhafte Vernetzung der örtlichen Akteure im politischen Raum, aus Reihen der Ärzteschaft und des Gesundheitswesens etabliert werden. Zielsetzung sei mit Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltungen, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), der Kreisärzteschaft, den örtlichen Krankenhäusern in den dauerhaften Dialog einzutreten, um kreisweit Maßnahmen zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung abzustimmen.

Kreistagsmitglied Karl-Heinz Boll machte in seinem Redebeitrag die Unterschiede zu den SPD-Anträgen deutlich: „Die Niederlassungsprämie halten wir gegenüber der Vergabe eines Stipendiums für das wirksamere, nachhaltigere Instrument. Sie greift zu einem Zeitpunkt, wo die medizinische Ausbildung beendet und die Lebensplanung der Ärztinnen und der Ärzte klarer ist.“
Das von der SPD vorgeschlagene Welcome-Center auf Kreisebene braucht aus Sicht der Christdemokraten nicht neu eingerichtet werden. Die Vermittlung von Wohnungen / Häusern / Grundstücken bzw. Kita-/Schulplätzen lasse sich bereits bisher über die Verbandsgemeinden/Städte viel zielgenauer abwickeln.
Die Kreisgesundheitskonferenz hat sich, so Karl-Heinz Boll, als zu praxisfern für die konkrete Problemlösung gezeigt. Bei den vielen Teilnehmern und unterschiedlichen Themen sei sie, ein reines Theoriegremium ohne konkreten praktischen Mehrwert. „Ein Arbeitskreis mit der klaren Zielsetzung und dem eindeutigem Arbeitsauftrag „Ärzteversorgung“ bringt für die praktischen Ergebnisse vor Ort mehr.“

Im Anschluss an die Antragsberatungen stellte Dr. Olaf Gaus von der Universität Siegen (Forschungskolleg FoKoS und Lebenswissenschaftliche Fakultät) das von der CDU-Kreistagsfraktion zur näheren Prüfung vorgesehene Konzept der „Digitalen Modellregion Gesundheit Dreiländereck (DMGD)“ vor. Die Modellregion hat es sich als Ziel gesetzt, neue Wege in der ambulanten und stationären Versorgung von Patienten im ländlichen Raum zu entwickeln.
An dem Modellvorhaben sind rund zehn Kreise bzw. Kommunen aus dem Dreiländereck Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen und niedergelassene Hausarztpraxen aus den jeweiligen Bezirken sowie Akteure aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik beteiligt. Aus interkommunalen Synergieeffekten hält die CDU-Fraktion eine Ausweitung dieses Modellprojekts in den Westerwaldkreis hinein für erstrebenswert.